Mein Jahresrückblick 2022

Draußen tanzen die Schneeflocken. Es ist still. Außen und in mir. Nicht diese Art von Stille, die wohltuend und sanft die Seele umhüllt und wohlige Ruhe schenkt. Es ist die Art von Stille, die mich leer, kalt fühlen und erstarren lässt. In mir gefangen. Zeitweise wird sie durchbrochen von einem inneren Schrei der Hilflosigkeit. Meine Knieschmerzen wurden unerträglich und brachten mein Leben zum Stillstand. Es lag eine 3-jährige Odyssee bei Orthopäden hinter mir, die mich zutiefst frustrierte, denn eine beidseitige Knie-OP war für mich keine Option.

Der Höhepunkt war Pfingsten erreicht. Ich freute mich auf ein Wochenende mit meiner ehemaligen Abitruppe in einer Naturfreundehütte. Aber mit jedem Tag auf den harten Holzpritschen und Bierbänken, langen Nächten am knisternden Lagerfeuer, mehrtägigem Müßiggang und genussvoller Völlerei ging es mir täglich schlechter. Ich stand neben mir - so geht es nicht weiter. Und wusste nur, dem Ratschlag meiner Freunde mich endlich operieren zu lassen, kann und will ich nicht folgen.

Mein nächster Weg führte mich zum Osteopathen. Und was damit in Bewegung geriet, übertraf alle meine Erwartungen. Er nahm sich Zeit, hörte zu, machte Mut. Und er spürte, dass ich die Veränderung wirklich will. Die Antwort war erschreckend simpel. Ein A4 Blatt: auf der einen Seite die Lebensmittel aus der Hölle, auf der anderen Seite die erlaubten Lebensmittel.

Das simple Rezept: Alles was Spaß macht ist gestrichen

10 Wochen kein Zucker und Alkohol - kein Problem. War eh schon seit Jahren gestrichen. Kaffee! Puh… das tat weh. Milchprodukte als Käseliebhaber - richtig fies. Und Getreideprodukte, dass ist ne Challenge. Was bleibt? Gemüse mit Reis oder Kartoffeln und im täglichen Wechsel Gemüse mit Fisch oder Fleisch. Früchte nicht mehr nach 17 Uhr und als einziges Getreide am Morgen Haferschleim mit Wasser. Na super. Zumindest easy im Handling für den bevorstehenden Camping-Urlaub.

Nie hätte ich für möglich gehalten, was dann geschah. Die Entgiftung des Körpers lies die Pfunde purzeln, die Energie kehrte zurück, ich mutierte von einer Nachteule zum early bird und mit jeder Woche spürte ich mehr Freiheit und Beweglichkeit im Körper. Und was der eigentliche Gewinn ist - meine Lebensfreude und Kreativität kehrten zurück. Was ich mit dieser wieder gewonnen Freiheit im Jahr 2022 bewirkte, darum soll es in meinem Jahresrückblick gehen.

Wer kennt diesen Satzbeginn nicht: "Wegen Corona... Auch an mir ging diese Zeit nicht spurlos vorbei und führte letztlich Anfang 2022 zu einer beruflichen Veränderung. Bereits mit dem Ausbruch der Pandemie und der Absage der ITB Berlin war klar, mein beiden wichtigsten Kunden überleben das nicht. Bus-und Flugreiseveranstalter für Gruppenreisen nach Italien für die 60+ Generation? Eher schwierig. Und auch der zweite Kunden aus dem Bildungsbereich legte alle Projekte still bzw. musste auf interne Lösungen setzen - rien ne va plus.

Also alles auf Anfang. Zum Glück bringen solche dramatischen Veränderungen im besten Fall an anderen Stellen wieder das Rad zum drehen. Zu den Gewinnern gehörte das Online-Marketing. Ein guter Bekannter erinnerte sich an mich und stellte die Frage, mit der viele Gespräche beginnen "Sag mal, Antje. Machst du auch Websites?". Und so öffnete sich eine neue Tür in Form einer freiberuflichen Tätigkeit für "takevalue Consulting".

Die erste Zeit waren wir neben dem Daily Business damit beschäftigt, eine gemeinsame Sprache zwischen Beratern, Nerds und einem kreativen Kopp wie mir zu finden. Bald kristallisierte sich heraus, dass dieser Know-how Transfer nicht im Rahmen einer freiberuflichen Tätigkeit erfolgen kann. Das Angebot der Festanstellung löste zunächst nicht unbedingt Freudensprünge bei mir aus. Hatte ich mir doch nach Jung von Matt geschworen, nie wieder zum Lebensinventar einer Agentur zu gehören.

Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Der Verlust meiner Freiheit relativierte sich schnell, denn ich darf auf einer grünen Wiese arbeiten, genieße die Möglichkeiten abwechselnd im Büro oder im Home Office zu arbeiten. Selbst Workations in Berlin, Portugal und Mexiko sind möglich. Bald gewannen wir einen B-2-B Kunden aus der Lebensmittelindustrie, für den ich zusammen mit einem fabulösen UX-Designer ein Kundenportal optimiere und im Bereich interne Kommunikation für die Mitarbeiter das Intranet relaunche.

Trotz einer Achterbahnfahrt im Agenturgeschäft, baue ich nun das Designteam auf und arbeite mit Designern und Programmierern in Dubai und Dhaka zusammen. 2023 wird nun auch der Bereich Video-Marketing, 3D Illustration und Animation hinzukommen. Und auch der eigene Werte-Prozess wurde angestossen und im nächsten Jahr durch die Entwicklung eines neuen Corporate Identity Konzeptes zum Ausdruck kommen wird.

Aus einer Krise wurde also eine Chance für einen beruflichen Neuanfang, der mich von dem jahrelangen Einzelkämpfer-Status in ein vielfältiges Feld einer Lernreise katapultierte.

Ein Wendepunkt in meinem Leben sollte nach jahrelanger Auseinandersetzung mit meiner Persönlichkeit, ein 5-stündiges Coaching und die Körperarbeit mit dem Peacemaker Alexander von Hausen werden. In einem meiner ersten Blogartikel "Lass uns leben: meine Rolle als Frau mit 50+" reflektiere ich die ersten Erkenntnisse zu den Themen Niederlage und Akzeptanz. Und den damit verbundenen Gefühlen wie Scham & Verletzlichkeit. Mein Körper hatte mir mit den Knieproblemen gezeigt, dass er die Last der Verletzungen, aber auch den Mangel an Abgrenzung nicht mehr erträgt. Es war an der Zeit den schweren Panzer abzulegen.

Durch die Ernährungsumstellung und den Mindshift verlor ich bis Ende des Jahres 20 kg an Gewicht und legte meinen Körper einmal in Falten als Zeichen der Trauer und Wut. Äußerlich. Innerlich erblühte ich und begann wieder zu strahlen. Was für ein Mindfuck. Himmel - was hatte ich mich mit Ernährung und Psychologie jahrzehntelang auseinander gesetzt. Auf extrem langwierige und schmerzhafte Weise. Nie linear, mit vielen Rückschlägen, weil die jahrelang gelernten Muster so stark wirkten. Kein Wunder, dass sich dieser reflektierende Prozess in der Lebensmitte zeigt und ich bin noch lange nicht am Ende meiner Reise der Akzeptanz. Denn erst jetzt begreife ich, was in meiner Pubertät mit mir geschah. Vielleicht finde ich noch nicht die richtige Balance in meiner Kommunikation, bin für manche Menschen zu offensiv, laut und offen wie ein Buch. Aber 1/3 weniger Körpergewicht wollen auch erstmal im kreativen, quirligen und lebensfreudigen Köpfchen integriert werden. Und vielleicht hilft meine Geschichte auch einer Menschenseele, die sich noch in ihrem Körper gefangen fühlt.

Was ich aber jetzt schon weiß, mein zukünftiges Angebot als Brand Designerin wird sich an diese Menschen richten. Den Personal Branding hat nun mal sehr viel mit Persönlichkeitsentwicklung zu tun. Really? Yes! Verstehen die meisten erst später, wenn sie endlich das Knöpfchen zum Veröffentlichen drücken. Same same here! Daher wird das Motto für 2023 "Stay on track" sein.

Was sich konkret verändert hat:

• Selbstliebe
• Selbstbestimmung
• Verantwortung übernehmen
• Verzeihen
• Akzeptanz & Toleranz entwickeln
• Verliere, um zu gewinnen

Und wer mich dabei unterstützt hat, dass erfahrt ihr im nächsten Abschnitt meines Jahresrückblicks.

Mooooooomente mal. Für manche schon. Hände hoch. Wer ist hier auch Perfektionist? Was ich für andere mit Leidenschaft bewirke, scheint für meine eigenen Dinge ein Ding der Unmöglichkeit zu sein. Über 20 Jahre traute ich mich nicht meine eigene Website zu veröffentlichen. Was für ein Mindfuck. Bis ich auf Judith Peters und ihre Rapidblogflow-Methode gestossen bin. Mit ihrem Claim "Blog like nobody´s reading hatte sie mich sofort. Ich nahm spontan an ihrer 1-wöchigen Challenge teil und schwupps ging mein Blog innerhalb einer Woche mit "Fun facts über mich"online. Inszwischen sind es über 60. Wie es dazu kam, könnt ihr in meinem Blogartikel "I´m oooon!" lesen und hören.

Und ganz ehrlich, ich dachte nie das meinen Blog jemand liest, außer meiner Familie. Und dann war da ja noch das Ding mit den Fotos. Einfach mal ganz klar und deutlich - ich hasse es fotografiert zu werden. Und stand mir mit meiner Versteckeritis gewaltig im Weg. Das Leben spülte mir dank meiner Schwester Lina-Maria einen Fotografen an den Strand, der mich einfach sah und erkannte.

• 1 Stunde Shooting
• 3 Outfits
• viele Lachanfälle später
• über 600 Fotos im Kasten

Easy peasy. Nur die Auswahl fällt mir bis heute schwer. Riesen shout out an Simon Cornils - der übrigens dringend ein Studio in Berlin sucht.

In der Community "The Content Society" traf ich Anna Rischke, Mentorin für berufliche Neuanfänge. Um sie schlich ich schon seit vielen Jahren auf Instagram herum. Immer wieder mit der Frage auf der Stirn: "Sollte ich es nochmal wagen neu anzufangen". Heute weiß ich, diesen einen mutigen Sprung gibt es nicht - vielmehr sind es viele im Laufe des Lebens. Daher ist es gut einen Buddie an seiner Seite zu haben, also fasste ich mir ein Herz und fragte sie einfach, ob wir uns gegenseitig beim Bloggen unterstützen wollen. Und es ist noch soviel mehr daraus entstanden.

Auf einer Workation in Portugal entstand in ihrem "Visionboard-Workshop" intuitiv eine erste Idee meiner Zukunft. Im folgenden Aloha-Training surfte ich in Form von morgendlichen Meditationen und reflektierenden Fragen die ersten Wellen eines Veränderungsprozesses. Und entschloss mich den Weg mit ihr weiter zu gehen mit ihrem Gruppenprogramm "Master your standing". Schluss mit dem arrangieren mit Kunden, die nicht zu mir passen und stagnieren in alten Routinen, Zweifeln und Perspektivlosigkeit. Ab Februar 2023 werde ich mir Klarheit über meine Vision und meinen Wert verschaffen. Und für diesen auch einzustehen.

Review Workshop Iris Seng / coming soon 31.12.22

Bildergalerie coming soon 31.12.2022