Persönliches
Lass uns leben: meine Rolle als Frau mit 50+
Für was sind Frauen ab 50 überhaupt noch gut? Auf diese provokante Frage der Blogparade von Mia Brummer gebe ich hier eine Antwort. Ganz anders, als ich es selbst von mir erwartet hätte.
Ich bin 10 Jahre, schaue zu meinen Eltern auf und denke mir: "WoW - sind DIE alt". Wer kennt´s noch, dieses mitleidige Gefühl? Das ganze Leben liegt noch vor dir und diese Zeit jenseits der 30 ist meilenweit von dir entfernt und zack - bist du 50+. Was ist hier bitte passiert, bist du jetzt steinalt? Fühlt sich das so an, wie du als Kind dachtest? Das Leben fast schon vorbei?

Damals, mit den neugierigen Augen des kleinen Kindes, dass mich nun seit 52 Jahren auf der Achterbahnfahrt des Lebens begleitet, hatte ich vor diesem Zeitpunkt einfach nur nackte Angst. Ich wachte Nachts auf und hatte Angst vor dem Sterben. Angst meine Eltern zu verlieren. Nackte Angst allein zu sein. Unvorstellbar der Gedanke, dass danach das große Nichts kommt. Nie wieder wird es möglich sein, in das Leben zurück zu kehren. Nie-mals. Einfach vorbei. Das Kribbeln im Bauch ließ mich Nachts aus dem Bett springen, zu meiner Mama rennen und Ja - ein Glück, sie war da und zitternd kuschelte ich mich wohlig in ihre Arme und das warme Bett, um beruhigt einzuschlafen.

Antje Däunert
UX/UI Designerin für emotionales Storytelling
Als ein Teil von mir starb.
Mein Papa ging viel zu früh mit 64 Jahren von uns. Und meine kleine (Halb)schwester erlebte meinen persönlichen Alptraum in der Realität. Sie war 10 Jahre, als unser Vater starb. Als Familie begleiteten wir ihn wochenlang und diese Zeit sollte mir erstaunlicherweise die Schönheit des Abschieds und Todes zeigen, mich von tiefen Ängsten befreien.

Bis heute bleibt mir mein ganz persönlicher Moment des Abschieds unvergessen und ich gab ihm ein Versprechen: Immer für meine kleine Schwester da zu sein. Denn Lina-Marie war sein Geschenk an uns und gleichzeitig seine größte Sorge loszulassen. Wollte er ihr doch noch soviel geben und mit ihr gemeinsames Glück erfahren.
Das Geschenk und ein Versprechen an das Leben.
Der Morgen danach - ein grauer Tag im Oktober und wir sitzen gemeinsam am Frühstückstisch. Einer fehlt. Sehr! Sogar sein Muffeln, denn er war morgens der Brummelbär vor´m Herrn. Nur Lina-Maria konnte ihm dieses unvergleichliche Schmunzeln zu dieser Zeit ins Gesicht zaubern. An diesem Tag sitze ich auf seinem Platz. Unbewusst - denn diesmal sind wir viele am Tisch. Alle geliebten Menschen, die ihm den Abschied versuchten zu erleichtern und für ihn da waren. Und das unausweichliche Zeichen für Lina-Marie, dass er nie wieder kommt.

Plötzlich hebt sie den Blick, schaut mir in die Augen und ich kann es bis heute nicht erklären, ich sah ihn durch ihre Augen. Dieser Blick jagte mir einen Schauer über den Rücken, denn dies war nicht der Blick eines trauernden Kindes. Nein - es war der Blick eines Vaters im Frieden, der mir versicherte das es ihm gut geht, der nun befreit ist von Schmerzen und Ängsten. Ich spürte seinen eindringlichen Blick durch ihren Blick intensiv und spürte sein Vertrauen, als Schwester für sie dazu sein. Sie machte es mir leicht, denn Lina-Marie ist ein bezauberndes Wesen und nichts kann mich von ihr trennen, bevor meine Zeit gekommen ist.

So ist das immer mit mir. Ich fange an zu schreiben oder zu sprechen, komme vom Hötzchen aufs Klötzchen und lande ganz woanders. Hände hoch, wem´s auch so geht. Ich bin damit hoffentlich nicht alleine. Und wenn doch, dann ist es halt mein einzigartiges Alleinstellungsmerkmal.

Ist es jetzt genug oder kommt da noch was mit 50+2?

Womit wir doch glatt über Umwege wieder beim Thema gelandet sind. Heute mit 50+ frage ich mich, ob ich dieses Versprechen halten konnte. Und da ist er wieder, der bohrende Zweifel “Gut genug zu sein”. Und wenn ich wirklich ehrlich zu mir bin, die egoistische Frage “Was ist mit meinen eigenen Bedürfnissen als Tochter, Frau, Schwester, Freundin, Tante, Unternehmerin?” Wollte ich als braves Mädchen diese Rollen 100% erfüllen, es allen Recht machen letztlich nur um geliebt zu werden? Darf das jetzt genug sein mit 50+ oder darf ich noch mehr wollen - joy & happiness, so richtig mit Konfetti, Magie und nen bissl Feenstaub? Ist das peinlich oder darf ich endlich bei mir ankommen?

Wie mich der Peacemaker an den Wendepunkt führte und sicher nach Hause brachte.

Klingt eigenartig selbst-herrlich, aber mit 50+ fühle ich mich vollkommener und runder als je zuvor. Und zwar von ganzem Herzen. Das war aber nicht immer so, denn eigene Bedürfnisse zu äußern, fiel mehr schwer. „Ja” zu sagen und “Nein” zu meinen leicht. Grenzen setzen - wie geht das verdammt.

Jahrelang war ich sehr rund, genau genommen seit der Pubertät kämpfte ich mich mit dem Gewicht auf der Waage rauf und runter. Und dann auch noch die Wechseljahre - hallelujah - ja klar, gib mir mehr davon. Ich hab ja noch nicht genug mit mir rumzuschleppen. Der Schutzpanzer funktionierte bestens, wurde schwerer und härter. Ich unter ihm unsichtbar.

Und dann passierte was erstaunliches, die Knie spielten nicht mehr mit und eine Odyssee zu Ärzten und Orthopäden begann. Unter Tränen verließ ich im Sommer diesen Jahres die Arztpraxis, denn mir wurde gesagt: "Komm wieder, wenn du bereit bist, beide Knie implantieren zu lassen." Das war ich nicht.
Die heilende Wirkung der Akzeptanz
Mein Weg führte mich nun zum Osteopathen, ich stellte die Ernährung um und stiess durch "Zufall" auf ein Video von Alexander von Hausen. Ich folge ihm schon sehr lange auf Facebook und wusste, irgendwann kommt der Tag, an dem mich seine Stimme für eine bewegende Session ruft.

In diesem Video triggerte mich das frühkindliche Thema "Emotionaler Missbrauch". Es geht um die Entstehung von Schuld- und Schamgefühlen im Körper, die verführerischen Rollenbilder der Mutter und dem Vater gegenüber, warum wir immer wieder in gleiche Verhaltensmuster abrutschen und die Entstehung von Spannungen in unseren Beziehungen. Es geht nicht darum, eine Schuldkarte an die Eltern zu verteilen. Alexander von Hausen vermittelt in seiner Arbeit viel mehr Lösungen, die Verantwortung für das eigene Verhalten richtig zu adressieren und lehrt die Regulation von Emotionen, diesen Bereich im Körper zu entspannen.

Im Sommer diesen Jahres war es soweit und die emotionale Reise zu meinem inneren Kind bis hin zu meiner Geburtsstunde, war ein außergewöhnlicher Game-Changer hinsichtlich meiner eigenen Bedürfnisse und übertraf alle meine Erwartungen. Der Peacemaker, wie sich Alexander treffender Weise nennt, hatte nicht zu viel versprochen, eigentlich verspricht er nichts, denn "Es ist wie es ist". Er stellt kluge Fragen, lebt seine Mission und unterstützte mich mit einer Familienaufstellung, schamanischen Ritualen und Akkupunktur den Tipping Point zu finden und sanft an den Sweet Spot zu führen. Sein Coaching war fordernd und humorvoll zugleich und sein Hund Mausebär ein faszinierender Sensor.
Wenden wir uns, unseren Schattenseiten, über das körperliche Symptom oder die Krankheit zu... gehen wir noch mal zu dem Zeitpunkt zurück, wo unser Inneres Kind, eine Emotion nicht händeln konnte und um es zu schützen, sich selbst ausgrenzte... erkennen wir an... Ja, das war schwer damals ... reinszenieren wir es im Körper und desensibilisieren wir diesen Bereich von außen durch Berührung, von innen durch die eigene Heilsgeschichte... "Jetzt ist´s vorbei" ... dann ist innerer Frieden, Heilung und Entfaltung der Botschaft des Herzens möglich.
In den Wochen danach durfte ich erleben, was es bedeutet mein zentrales Thema der "Akzeptanz" in meinem Körper & Geist zu integrieren. Alexander hat mich in einer 5-stündigen Sitzung an einen Wendepunkt des Lebens geführt, der mich und mein Umfeld ungemein befriedet.

Ergebnis: Schutzpanzer ade. Verhaltenstherapie tschüssikofskie. Kiloweise Bücher in die Tonne gekloppt und 15 kg Gewicht verloren, ein entspannter Umgang mit Konflikten und im Frieden mit meiner Familie und Freunden. Schlicht: Leichtigkeit gewonnen. Komm lass uns leben. It´s magic.

Bitte eine Tüte pralles Leben mit Extra-Mayo

Und ich glaube das ist es, was ich dir, du schöner Mensch, mit auf den Weg geben möchte. Ich lebe. Wir leben. Mit 50+ intensiver und sinnlicher als je zuvor. Und lass dir von keiner kleinen 10-jährigen Göre jemals was anderes einreden. Ach was, sie hat Recht als Teil von dir. Höre, liebe und ehre diese Stimme in dir.

Zugegeben - es war nicht immer leicht. Ich ging durch die Hölle nach einer Scheidung, fing fast bei Null wieder an, dachte das dunkle Tränenreich nie wieder verlassen zu können. Bis ich die Sonnenseite wieder entdeckte. Mein Lichtstrahl waren Selbstreflexion und verdammt gute und geduldig Freunde und ein genialer Coach wie Alexander von Hausen und ein vorher gehendes Coaching bei Timo Hess*. Ich glaubte jahrelang das schwarze Schaf in der Familie zu sein, als Einzige die kein Instrument spielt. Und durfte erfahren, dass ich als buntes Schaf geliebt, gesehen, gehört und akzeptiert werde.

Was will ich mehr? Ich will alles, Baby. Jeden Moment - die Traurigen und die Schönen. Nichts davon will ich missen. Denn so ist das bezaubernde Leben mit 50+: prall und voller Überraschungen, wenn wir es mit den Augen eines Kindes betrachten und als reife Frau leben.

Für was sind Frauen ab 50 überhaupt noch gut?

Dieser Blogartikel entstand im Rahmen der Blogparade von Mia Brummer #blogparade50+. Meine Deutschlehrerin hätte jetzt sicher gesagt: "Thema verfehlt. 5. Setzen." Aber zum Glück sind wir ja hier nicht in der Schule und ich lerne das Bloggen von der tollen Mentorin Judith Peters in "The Content Society". Und überhaupt, dass hier ist meine Spielwiese. Frei von Regeln. Also was kann mir schon passieren, außer das Leben.

Und mit dieser neuen Haltung, finde ich mich verdammt gut verankert. Und meiner kleinen 10-jährigen Antje, die verängstigt im Bett lag, kann ich nur laut zurufen: "Hey, komm rüber. Das Leben wartet auf dich. Und wenn es vorüber ist, wer weiß was dann kommt. Papa weiß es schon, verrät es mir nur nicht mit seinem unvergesslichen Schmunzeln. Ich seh dich*. Ich liebe dich, mein Töchterlein. Om und rock on, Papa.

Ps. Danke Mama, dass du dieses Lied so oft ertragen hast, als ich mit 14 Jahren verträumt am Fenster im 11. Stock saß. Hat sich gelohnt, oder?

*... das ich mich selbst sehe, diese Erkenntnis hat noch eine Vorgeschichte mit meinem ersten bahnbrechenden Coach für Selbsterkenntnis und Beziehungsintelligenz Timo Hess, auf die ihr zu einem späteren Zeitpunkt gespannt sein dürft.

Foto Credits

Headerbild - Bruderherz Markus Däunert

Coaching - Der Peacemaker

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